Warum Kaffee nicht einfach Kaffee ist
Deutschland, das Land der Starköche, Feinschmecker und Genießer.
Wer in hiesigen Gefilden heutzutage nur kocht, um satt zu werden, gehört
entweder zur Generation der Trümmerfrauen oder zur provinziellen Landbevölkerung.
Mann und Frau von Welt betreibt das Kochen nicht zur profanen
Nahrungserwärmung. Kochen ist ein Event, Hobby, Happening und erfordert
Sachverstand über Technik und Zutaten.
Das betrifft seit einigen Jahren auch die Kaffeezubereitung.
Kaffeekochen ist ein hoch kompliziertes Handwerk, das jahrelange Erfahrung
benötigt, die teilweise oder ganz durch sauteure Gerätschaften ersetzt werden
kann. Richtig gelesen Ungläubiger: Kaffeekochen ist mehr als braunes Pulver in
eine Tüte schaufeln. So bereitet man keinen wohlschmeckenden Kaffee zu sondern
ein schwarzes koffeinhaltiges Gesöff. Das zumindest propagieren Gerätehersteller,
Kaffeeketten und neuerdings die Kaffeeröster selbst.
Die Deutschen haben die italienische Kaffeekultur entdeckt
und mit ihrer angeboren Gründlichkeit sowie Ingenieurskunst in neue Sphären erhoben.
Flankiert von einem hochgradig motivierten Heer aus Marketingfachkräften, das
uns lehrt, dass guter Kaffee wie guter Wein ist. Kaffee steckt voller Aromen,
die nicht nur abhängig von der Sorte und der Röstung sind sondern auch vom
Anbaugebiet, dem Boden, dem Winkel der Sonnenstrahlen und weiß der Geier. Ich
bin mir sicher, irgendwo findet sich jemand, der behauptet den Kalkgehalt des
Bodens in der Anbauregion am Geschmack des Kaffees zu erkennen.
Kaffeemaschine und Crema
Das kommunizierte Barriquefass der Kaffeeherstellung ist
nicht etwa die Röstmethode sondern die heimische Kaffeemaschine. Wer etwas auf
sich hält investiert da kräftig. Nicht wenige haben zu Hause eine Apparatur
stehen, die für den Dauerbetrieb in Großkantinen konzipiert wurde. Diese
Alleskönner zaubern wie von Geisterhand das gesamte Angebot eines Kaffeehauses.
Mit oder ohne Latte? Auf alle Fälle bereiten sie mit Hochdruck viel Schaum! Der
wird dann werbewirksam Crema getauft.
Um mich nicht falsch zu verstehen: Mir ist diese sagenumwobene
Crema durchaus bekannt. Vor vielen Jahren besorgte ich mir für kleines Geld
eine simple Siebträgermaschine. Damals gab es noch keinen Hype und der Preis war
der einfachen Technik entsprechend niedrig. Für guten Espresso braucht man nur
Hochdruck mehr nicht. Wenn das ein Vermögen gekostet hätte, hätte der Espresso
in Italien garantiert nie diese Popularität erreicht. Aber zurück zur Crema. Jedes
Mal, wenn ich es mit meiner Siebträgermaschine schaffe, eine ansprechende
Schaumkrone aus dem Kaffeepulver zu kitzeln, ist es ein Freudenfest. Eine gute
Crema ist nicht einfach zu erreichen und unterliegt – tausendfach erprobt –
unzähligen Nebenbedingungen, die hauptsächlich das Kaffeepulver betreffen. In
Kurzform nachzulesen auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Crema_(Espresso)
Dieser Problematik bewusst, behalfen sich die Kaffeemaschinenhersteller eines
einfachen Tricks. Um sicher zu gehen, dass die teure Maschine auch Schaum auf
den Kaffee zaubert, hat man einfach eine Düse eingebaut. Kurzum: Der Schaum
alleine sagt noch lange nichts über die Qualität des Kaffees.
Rückschlüsse für den individuellen Test der Melitta BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru
Der aufmerksame Leser wird bis hier hin schon bemerkt haben,
dass ich nicht viel von der Überhöhung des Kaffees halte. Er muss einfach nur
schmecken. Die Märchen einer Marketingabteilung interessieren mich dabei nicht
die Bohne. Deshalb wird der Kaffee auch auf verschiedene Arten erprobt werden.
Weil ich mir die unsinnige Anschaffung eines
Kaffeevollautomaten daheim erspart habe, folgt dieser Test ortsfremd und erst
später. Zunächst werden die Bohnen in Tranchen mit unterschiedlichen Mahlgraden
durch den Siebträger gejagt. Hierbei wird erprobt, ob man der Melitta BellaCrema
Selection des Jahres 2013 Sol de Peru tatsächlich eine Crema entlocken kann. Anschließend
erfolgt eine Testreihe in der French-Press. Entgegen der Anweisungen werde ich
den Kaffee auch durch die Filtertüte laufen lassen. Gourmets schaudert es
sicher schon allein bei dem Gedanken an meinen Thermoskannentest. Weil ich aber
Menschen kenne, die tatsächlich ihren Thermosbecher unter einem Vollautomaten
befüllen, halte ich es für nötig.
Die individuellen Geschmacksurteile werden dokumentiert und
miteinander verglichen. Ist ein Sieger gekürt, wird die Zubereitungsmethode für
die Bewirtung von Gästen verwendet.
Wie immer gilt: Wer Fragen, Anregungen und Testideen beim
großen Kaffeetest beisteuern möchte, solle sich in dem Kommentaren melden.
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