Nach der Vorstellung des Projektes und Gedanken zu der
Testmethode geht es jetzt ans Testobjekt. Wie präsentiert sich die Melitta
BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru und was steckt dahinter?
Melitta Kaffeegenuss
Seit Kaffee zum Kulturgut der Feinschmecker erhoben wurde,
hat der Erfinder der Filtertüten ein Problem. „Guter Filterkaffee“ klingt so
modern und sexy wie „Schiesser Feinripp“. Hochdruckgebrühter Kaffee ist en vogue
und so füttert Melitta auch Vollautomaten. Doch das ist wahrscheinlich gar
nicht so einfach. Zwar gab es im Filterkaffeezeitalter den netten Melitta Mann und die Kaffeequalität war gut
genug für die morgendliche Koffeindröhnung. Zum Verschenken griff man dann
lieber doch zur etwas teureren Konkurrenz im Kaffeeregal. Kurzum: Der Melitta-Kaffee
war zwar gut, das Image aber zu bodenständig. Ein solches Image verträgt sich
nur schlecht mit den als Luxusgüter für wahrhafte Gourmets verkauften
Vollautomaten. Wer kauft sich schon eine teure Maschine und kippt da „billige“
Bohnen hinein?
Ein Imagewandel war notwendig. Der harmonische Melitta-Mann
wurde durch den sportlich-feschen Melitta-Barista Timon ersetzt. Simon glänzt nicht nur mit Fachwissen sondern bereist auch die
Kaffee-Anbaugebiete, um den Kunden von der Qualität und den guten Bedingungen
vor Ort zu überzeugen. Toll gemacht, aber dass auch hier Werbung und Realität
auseinander klaffen, wurde unter anderem in der Dokumentation „Billige Ernte“ beleuchtet.
Verpackungsdesign das viel verspricht
Die Verpackung der Melitta BellaCrema Selection des Jahres
2013 Sol de Peru ist sehr ansprechend, durchdacht und hochwertig gestaltet. Die
Grundelemente fügen sich in das BellaCrema Sortiment ein. Die violette
Farbgestaltung unterstreicht den Slogan „lebendiger Charakter mit fruchtiger Beerennote“.
Der Produktname Sol de Peru wird zusätzlich durch ein an die Inkas erinnerndes
Muster unterstrichen. In dem Kaffee steckt nicht nur die Kraft der peruanischen
Äquatorsonne sondern auch die mystische Macht des Sonnengottes der mächtigen Inka.
Die Inka selbst kannten zwar keinen Kaffee, aber sie hätten ihn bestimmt
gemocht. Ihre Nachfahren bauen zumindest eifrig die afrikanische Pflanze im
Andenhochland an. Kaffeeplantagen sehen sowieso viel besser als
undurchdringlicher Regenwald aus.
Auf der Rückseite der Verpackung erhält der Käufer eine
kurze Information zum Produkt: „Verschiedene Sorten und Anbaugebiete bestimmen
den Geschmack von Kaffee – ganz wie beim Wein. Ein besonderes
Geschmackserlebnis bieten die Sol de Peru Bohnen: In den Hochlagen der
peruanischen Anden werden sie bis zu vollendeten Reife der Äquatorsonne
verwöhnt. So entsteht ein lebendiger Kaffee, der durch weiche und fruchtige
Noten bereichert wird. Und die speziell abgestimmte Röstung offenbart sein
volles Geschmacksprofil mit der feinen Note roter Beeren.“ Das klingt toll und
weckt auf alle Fälle Interesse, ob und wie fruchtig Kaffee schmecken kann. Mir
stellt sich natürlich die Frage, ob die Sonne so erheblich anders im
benachbarten Brasilien oder Kolumbien scheint, dass man es dem Kaffee überhaupt
anschmeckt. Dazu später im Testverlauf mehr.
Eine tolle Spielerei an der Verpackung ist das
Aromaschutzventil. Drückt man auf die „luftdichte“ Verpackung, entweicht Luft
mit leckerem Kaffeeduft. Beim ersten Drücken ist der kräftige Duft
überwältigend. Zieht man nun an den Seiten der Verpackung, funktioniert das
Ventil in entgegengesetzter Richtung (erfordert etwas Kraft, an mehreren
Packungen erprobt). Drückt man nun erneut auf die Packung, kann man wieder in
leicht abgeschwächter Form Kaffee schnuppern. Wie dicht das Ventil ohne Krafteinsatz
ist, vermag ich freilich nicht zu beurteilen. Wie dem auch sei, bei ganzen Bohnen
ist das sowieso nicht allzu wichtig. Das Ventil wird wahrscheinlich eher die Aufgabe haben,
dass die Tüten nicht platzen.
Die Kaffeebohnen: Art, Röstung, Exklusivität, Nachhaltiger Anbau
Es wird langsam Zeit sich den Protagonisten der Erprobung zu
stellen: Den Melitta BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru Kaffeebohnen.
Laut Infobroschüre besteht die Kaffeemischung zu 100% aus der hochwertigen Art Arabica,
die in Höhenlagen bis 2000m gereift sind. Der Kaffee ist frei von Zusatz- und
Aromastoffen. Über das Röstverfahren erfährt man nur, dass es speziell und mild
sei. Die Stärke wird zwischen 2 und 3 angegeben. Melitta spricht zudem von einer exklusiven Kaffeemischung, da der Kaffee aus
einem kleinen Anbaugebiet stamme und so nur in begrenzten Mengen verfügbar sei.
Die Begriffe „klein“ in Bezug auf Anbaugebiet und „begrenzt“ in Relation zum
gesamten Kaffeeangebot sind freilich dehnbar. Wie exklusiv ein Kaffee sein
kann, der in nahezu jedem deutschen Supermarkt kartonweise steht, überlasse ich
jedem Leser selbst zu entscheiden. Im Endeffekt ist die Exklusivität auch egal,
weil sie rein Garnichts über den Geschmack aussagt.
Für manche Menschen haben auch Kaffeebohnen ein Gewissen. Das
Konzept der Nachhaltigkeit wurde mittlerweile so oft durchs Dorf getrieben, das
von ihm nur noch ein blasser Slogan über ist. Klingt zwar gut, sagt aber rein Garnichts
mehr aus. Die Melitta BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru hat kein
Bio-Siegel und auch kein Fair-Trade-Siegel. Wer darauf Wert legt, ist hier sicher
falsch. Auf der linken Verpackungsseite wird auf den 4C Nachhaltigkeitsansatz
verwiesen. Der angegebene Link http://www.4c-coffeeassociation.org/
ist eine englischsprachige Seite. Schlecht für den, der die Sprache nicht sehr
gut beherrscht. Kurz zusammengefasst: 4c ist ein Verhaltenskodex der Industrie
auf Mindeststandards, die an die o.g. Siegel bei weitem nicht heranreichen.
Einen kurzen Überblick liefert auch die Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/4C_Association.
Letztendlich ist das aber wiederum für den Test nicht allzu
wichtig, da es den Geschmack des Kaffees nicht negativ beeinflusst. Nachhaltigkeit,
Bio und Fair-Trade sind keine Gütesiegel für objektive Produktqualität. Meine Ausflüge
in Bioläden haben nur bewiesen, dass man mit den Siegeln drauf auch den
sensorisch größten Müll teuer verkaufen kann. Lieber nehme ich etwas Hilfe von
Bayer und BASF in Kauf als von Schädlingen zerstörte Kaffeebohnen. Den Bedenkenträgern
sei gesagt: Wer einzig und allein aus Angst vor „böser Chemie“ auf Bio setzt,
hat in der Schule geschlafen und / oder die Kaffeeherstellung nicht verstanden.
Durch das Rösten zerfallen die in geringen Mengen eh unschädlichen Herbizide
und Pestizide vollends.
Aufreißen, Schnuppern, Gucken und Fühlen
Wann hast Du das letzte Mal bewusst eine Tüte aufgerissen?
Eden hat es erprobt. Wer kennt nicht den Kampf mit den Verpackungen aller Art.
Oft helfen letztendlich nur Messer und Schere. Andres bei den Probepackungen
von Melitta. Kurz an der Lasche gezogen und die Tüte ist nahtlos auf. Hier hat
sich jemand Gedanken gemacht.
Angenehmer Kaffeeduft steigt empor. Ob er ohne meine
Spielereien am Aromaventil intensiver ist, muss ich später bei einer der bei jenen
Tests ausgelassen Packungen erproben. Es folgt der Blick ins Innere. Die Bohnen
sind gleichmäßig gefärbt und überwiegend intakt. Überraschend relativ dunkel
für eine helle Röstung. Ich sehe im Vergleich zur mittleren bis dunklen Röstung
eines anderen Herstellers keinen Unterschied. Was auffällt ist der fehlende
Glanz, was auch haptisch erfüllbar ist. Die Vergleichsbohnen sind sehr glatt, während die Bohnen der Sol de Peru etwas rauer sind.
Der gute Duft und die frischen Bohnen vor seiner Nase wecken
Lust auf mehr. Eden jagt jetzt die erste Charge durch die Kaffeemühle. Ob und
wie der Kaffee aus dem Siebträger schmeckt, erfahrt ihr im nächsten
Blogeintrag.
Infos
Der Test findet im Rahmen eines trnd-Projekts statt. Die
Kaffeebohnen wurden mir kostenlos überlassen. Weitere Infos unter folgenden
Links:
Projektseite: http://melitta-bellacrema-selection-2013.trnd.com/
Trnd-Partner werden: http://www.trnd.com/empfehler
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