Mittwoch, 20. März 2013

Eden erprobt BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru: Über die Tücken der Café Crema Zubereitung mit der Siebträgermaschine und Geschmackstest


Die Kaffeewelt ist eine Wissenschaft für sich. Besonders ernst nehmen sich manche Vertreter der Siebträgerfraktion. Eden zählt sich zwar nicht zu diesen Kaffeeextremisten möchte aber kurz einen Einblick geben und auf die besonderen Schwierigkeiten der Kaffeezubereitung mit einer Siebträgermaschine eingehen. Nicht Eingeweihte seien an dieser Stelle gewarnt: Jede Nuance der Zubereitung erschafft im Prinzip eine neue Sorte. Die Zubereitungsweise kann einen enormen Einfluss auf den Geschmack haben. Jeder kennt den geschmacklichen Unterschied zwischen starkem Espresso und eher milden Café Crema. Manchmal hat man aber auch das Gefühl, dass sich außer dem Namen nicht viel ändert. Um alle Leser auf einen etwa einheitlichen Stand zu bringen, werden zunächst die ein paar für den Test wichtige Varianten vorgestellt.

Testrelevante Kaffeevarianten und Gedanken zur Zubereitung mit der Siebträgermaschine


Espresso ist wohl die Sorte, die man als erstes mit der Siebträgermaschine verbindet. Dafür wurde sie schließlich gebaut. Hier wird mit Hochdruck aus sehr fein gemahlenen Bohnen („Kaffeemehl“) ein kleines, sehr geschmacksintensives und starkes Getränk gepresst. Die Espressozubereitung ist eine Wissenschaft für sich und führt nicht selten zu Glaubenskriegen über den perfekten Mahlgrad der Bohnen, Wasserhärte, Anpressdruck des Mehls („Tampern“) und allerlei anderer Spielereien, wie Materialeigenschaften des Wasserkessels. Wer sich damit eingehender beschäftigen will, kann sich ja durch die entsprechenden Fachforen kämpfen. Nur allzu ernst sollte man die Tipps nicht nehmen. Sonst hat man daheim schnell Equipment stehen, dass dem Gegenwert einer schönen Urlaubsreise entspricht und obendrein eine Schlosserlehre für die Wartung erfordert. Darüber hinaus sollte man die Betriebskosten solcher Maschinen im Privatgebrauch lieber nicht auf den einzelnen Kaffee herunter rechnen, wenn man nicht nach hinten aus den Latschen kippen möchte.

Guten Espresso hat man allein durch hohen Materialeinsatz noch lange nicht. Eden selbst besitzt einen alten einfachen Einkreiser von Krups und schafft es dennoch ansprechenden Espresso zu brühen. Woran liegt das? Erstens viel Erfahrung. Der Umgang mit so einer Maschine will gelernt sein und sorgt gerade am Anfang zu vielen Frustmomenten. Zweitens: Frisch und gleichmäßig gemahlener Kaffee. Die Mühle muss gut sein, im Sinne reproduzierbarer Ergebnisse. Jeder Kaffee hat seine Eigenheiten und am Mahlgrad kann man schon einiges drehen. Das Erproben des Mahlgrades hat aber nur Sinn, wenn man jedes Mal ein gleiches Mahlergebnis erzielt.

Möchte man mit der Siebträgermaschine etwas anderes als Espresso zubereiten, wird es schwierig. Hier sind keine Kaffeespezialitäten, wie Latte oder Cappuchino, gemeint, die als Basis Espresso verwenden. Streng genommen ist fast alles was aus der Maschine kommt ein Espresso. Der Lungo ist im Prinzip ein Espresso, bei dem mehr Wasser zum Brühen verwendet wird. Der Rest der Zubereitung ist gleich. Der Caffè Americano ist ein Espresso, der mit heißem Wasser gestreckt wird. Für all diese Getränke ist folglich die Espressotauglichkeit der Bohnen ausschlaggebend. 

Eine Ausnahme bildet der Café Crema auch als Café Crème oder in der Schweiz „Schümli“ bezeichnet. Dieser wird mit einer speziellen Bohnenmischung gebrüht. Die Röstung liegt zwischen Filterkaffee und Espresso. Das Kaffeepulver ist etwas gröber, wird nicht so stark angedrückt und die Wassermenge wird auf eine Kaffeetasse (120 ml) ausgedehnt. Macht man alles richtig, so bekommt man eine helle und gegenüber der Espressozubereitung dünnere Schaumschicht.

Wie schon mehrfach angedeutet: Vor dem Brühen kommt das Mahlen. Melitta-Barista Timon empfiehlt in seinem Video einen mittleren Mahlgrad. Leider hat er nicht spezifiziert, was er unter einem mittleren Mahlgrad versteht. Auch die anderen Tipps im Video sind auf Konsens gebürstet. Alles in der Mitte. Da macht man garantiert nicht zu viel falsch. Der Kaffee wird auf diese Weise bestimmt nicht zu stark oder zu schwach werden. An dieser Stelle vielen Dank für die äußerst hilfreichen Tipps des Profis. Auf die Idee wäre Eden von allein nie gekommen. So bleibt nur qua eigener Erfahrung das Herantasten an das Optimum. Eden entscheidet sich für Trail and Error. Seine Handmühle hat ein recht präzises Mahlwerk und taugt auch für Espresso. Beginnend bei der Espresso-Position wird sich langsam hochgearbeitet.

Erprobungen mit der Siebträgermaschine


Alles hier Folgende sind Gedankenrekonstruktionen von Experimenten der letzten Woche. Die Qualität der Fotos möchte Eden dem Blog nicht antun. Um Kaffee in einer Tasse ansprechend abzubilden, fehlt ihm schlicht die Technik und vielleicht auch das nötige Geschick.

Erste Versuchsreihe mit Espressomehl, ca.8 - 9g Pulver leicht angedrückt. So bereitet Eden normalerweise seinen Espresso zu. Das ist freilich nicht die geeignetste Variante für Café Crema. Aber so konnte auch gleich die Espressotauglichkeit der Bohnen unter die Lupe genommen werden. Das ist auch wichtig, um später Zubereitungsarten zu testen, die als Grundstoff Espresso benötigen. Das Ergebnis war eher lau. Zwar ist es gelungen nach ein paar Anläufen eine ansprechende Crema zu zaubern, allerdings war der Geschmack für Espresso recht dünn und unrund. Das wundert auch nicht, da die Bohnen keine Espressoröstung sind. Hier sei wiederum angemerkt, dass Eden sonst kräftigen Espresso bevorzugt. Zwar könnte man mit mehr Pulver und anderen Spielereien die Dichter erhöhen. Die Folge wären aber ein zu starke Säure oder eine unangenehme Bitterkeit. Als Basis für Cappuccino, Latte oder Americano kann Eden die BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru Bohnen nicht empfehlen. Dem Kaffee fehlt dafür die Kraft. Hier sollte man lieber zu Espressoröstungen greifen.

Zweite Versuchsreihe zum Herantasten an die Café Crema / Schümli Mischung. Der Mahlgrad wurde schrittweise grober, wobei die Pulvermenge auf ca 14-16g erhöht wurde. Wassermenge einer kleinen Kaffeetasse (ca. 120 ml), Durchlaufzeit ca. zwanzig Sekunden. Erprobungen von verschiedenen Anpressdrücken. Die Ergebnisse waren von fatal grausam bitter über annehmbar bis gut. Hier zeigte sich wieder, dass das Tampern enormen Einfluss haben kann.

Das beste Ergebnis erzielte Eden mit einem Mahlgrad etwas unter der von Filterkaffee. Das Pulver wurde im gefüllten 2er Sieb zusammengeklopft und dann leicht angedrückt. Zwar entstand dabei nur eine leichte helle Crema, dafür aber der rundeste Kaffee.

Geschmacksurteil


Nach einigen Versuchen machte die BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru im Siebträger eine gute Figur. Die Bohnen haben ein mildes Aroma. Die Säure ist dezent. Mit viel Phantasie kann man der Säure eine leicht fruchtige Note zugestehen. Allerdings stellt sich hier die Frage, ob man das nur so interpretiert, weil man fest danach sucht und durch die Produktbeschreibung gedanklich vorbelastet ist. Nach einem Obstgarten schmeckt der Kaffee nicht. Das gleiche betrifft die beworbene nussige Note bei Zugabe von Milch. Die Säure wird durch die Milch neutralisiert bzw. überdeckt. Der Kaffee wirkt gesetzter und ist immer noch gut trinkbar. Ob der Geschmack der individuellen Vorstellung von nussig entspricht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Abschließend bleibt festzuhalten: Die BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru eignet sich mit Mut und Geduld zum Experimentieren für Siebträgermaschinen. Es handelt sich um einen milden unaufdringlichen Kaffee. Wer herzhaftes mag, dem ist der Kaffee wahrscheinlich etwas zu fad.

Infos

Der Test findet im Rahmen eines trnd-Projekts statt. Die Kaffeebohnen wurden mir kostenlos überlassen. Weitere Infos unter folgenden Links:
Trnd-Partner werden: http://www.trnd.com/empfehler

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