Montag, 11. März 2013

Eden erprobt: Melitta BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru: Marke, Verpackung und Inhalt


Nach der Vorstellung des Projektes und Gedanken zu der Testmethode geht es jetzt ans Testobjekt. Wie präsentiert sich die Melitta BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru und was steckt dahinter?

Melitta Kaffeegenuss

Seit Kaffee zum Kulturgut der Feinschmecker erhoben wurde, hat der Erfinder der Filtertüten ein Problem. „Guter Filterkaffee“ klingt so modern und sexy wie „Schiesser Feinripp“. Hochdruckgebrühter Kaffee ist en vogue und so füttert Melitta auch Vollautomaten. Doch das ist wahrscheinlich gar nicht so einfach. Zwar gab es im Filterkaffeezeitalter den netten Melitta Mann und die Kaffeequalität war gut genug für die morgendliche Koffeindröhnung. Zum Verschenken griff man dann lieber doch zur etwas teureren Konkurrenz im Kaffeeregal. Kurzum: Der Melitta-Kaffee war zwar gut, das Image aber zu bodenständig. Ein solches Image verträgt sich nur schlecht mit den als Luxusgüter für wahrhafte Gourmets verkauften Vollautomaten. Wer kauft sich schon eine teure Maschine und kippt da „billige“ Bohnen hinein?

Ein Imagewandel war notwendig. Der harmonische Melitta-Mann wurde durch den sportlich-feschen Melitta-Barista Timon ersetzt. Simon glänzt nicht nur mit Fachwissen sondern bereist auch die Kaffee-Anbaugebiete, um den Kunden von der Qualität und den guten Bedingungen vor Ort zu überzeugen. Toll gemacht, aber dass auch hier Werbung und Realität auseinander klaffen, wurde unter anderem in der Dokumentation „Billige Ernte“ beleuchtet.

Verpackungsdesign das viel verspricht

Die Verpackung der Melitta BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru ist sehr ansprechend, durchdacht und hochwertig gestaltet. Die Grundelemente fügen sich in das BellaCrema Sortiment ein. Die violette Farbgestaltung unterstreicht den Slogan „lebendiger Charakter mit fruchtiger Beerennote“. Der Produktname Sol de Peru wird zusätzlich durch ein an die Inkas erinnerndes Muster unterstrichen. In dem Kaffee steckt nicht nur die Kraft der peruanischen Äquatorsonne sondern auch die mystische Macht des Sonnengottes der mächtigen Inka. Die Inka selbst kannten zwar keinen Kaffee, aber sie hätten ihn bestimmt gemocht. Ihre Nachfahren bauen zumindest eifrig die afrikanische Pflanze im Andenhochland an. Kaffeeplantagen sehen sowieso viel besser als undurchdringlicher Regenwald aus.

Auf der Rückseite der Verpackung erhält der Käufer eine kurze Information zum Produkt: „Verschiedene Sorten und Anbaugebiete bestimmen den Geschmack von Kaffee – ganz wie beim Wein. Ein besonderes Geschmackserlebnis bieten die Sol de Peru Bohnen: In den Hochlagen der peruanischen Anden werden sie bis zu vollendeten Reife der Äquatorsonne verwöhnt. So entsteht ein lebendiger Kaffee, der durch weiche und fruchtige Noten bereichert wird. Und die speziell abgestimmte Röstung offenbart sein volles Geschmacksprofil mit der feinen Note roter Beeren.“ Das klingt toll und weckt auf alle Fälle Interesse, ob und wie fruchtig Kaffee schmecken kann. Mir stellt sich natürlich die Frage, ob die Sonne so erheblich anders im benachbarten Brasilien oder Kolumbien scheint, dass man es dem Kaffee überhaupt anschmeckt. Dazu später im Testverlauf mehr.

Eine tolle Spielerei an der Verpackung ist das Aromaschutzventil. Drückt man auf die „luftdichte“ Verpackung, entweicht Luft mit leckerem Kaffeeduft. Beim ersten Drücken ist der kräftige Duft überwältigend. Zieht man nun an den Seiten der Verpackung, funktioniert das Ventil in entgegengesetzter Richtung (erfordert etwas Kraft, an mehreren Packungen erprobt). Drückt man nun erneut auf die Packung, kann man wieder in leicht abgeschwächter Form Kaffee schnuppern. Wie dicht das Ventil ohne Krafteinsatz ist, vermag ich freilich nicht zu beurteilen. Wie dem auch sei, bei ganzen Bohnen ist das sowieso nicht allzu wichtig. Das Ventil wird wahrscheinlich eher die Aufgabe haben, dass die Tüten nicht platzen.

Die Kaffeebohnen: Art, Röstung, Exklusivität, Nachhaltiger Anbau

Es wird langsam Zeit sich den Protagonisten der Erprobung zu stellen: Den Melitta BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru Kaffeebohnen. Laut Infobroschüre besteht die Kaffeemischung zu 100% aus der hochwertigen Art Arabica, die in Höhenlagen bis 2000m gereift sind. Der Kaffee ist frei von Zusatz- und Aromastoffen. Über das Röstverfahren erfährt man nur, dass es speziell und mild sei. Die Stärke wird zwischen 2 und 3 angegeben. Melitta spricht zudem von einer exklusiven Kaffeemischung, da der Kaffee aus einem kleinen Anbaugebiet stamme und so nur in begrenzten Mengen verfügbar sei. Die Begriffe „klein“ in Bezug auf Anbaugebiet und „begrenzt“ in Relation zum gesamten Kaffeeangebot sind freilich dehnbar. Wie exklusiv ein Kaffee sein kann, der in nahezu jedem deutschen Supermarkt kartonweise steht, überlasse ich jedem Leser selbst zu entscheiden. Im Endeffekt ist die Exklusivität auch egal, weil sie rein Garnichts über den Geschmack aussagt.

Für manche Menschen haben auch Kaffeebohnen ein Gewissen. Das Konzept der Nachhaltigkeit wurde mittlerweile so oft durchs Dorf getrieben, das von ihm nur noch ein blasser Slogan über ist. Klingt zwar gut, sagt aber rein Garnichts mehr aus. Die Melitta BellaCrema Selection des Jahres 2013 Sol de Peru hat kein Bio-Siegel und auch kein Fair-Trade-Siegel. Wer darauf Wert legt, ist hier sicher falsch. Auf der linken Verpackungsseite wird auf den 4C Nachhaltigkeitsansatz verwiesen. Der angegebene Link http://www.4c-coffeeassociation.org/ ist eine englischsprachige Seite. Schlecht für den, der die Sprache nicht sehr gut beherrscht. Kurz zusammengefasst: 4c ist ein Verhaltenskodex der Industrie auf Mindeststandards, die an die o.g. Siegel bei weitem nicht heranreichen. Einen kurzen Überblick liefert auch die Wikipedia unter http://de.wikipedia.org/wiki/4C_Association.

Letztendlich ist das aber wiederum für den Test nicht allzu wichtig, da es den Geschmack des Kaffees nicht negativ beeinflusst. Nachhaltigkeit, Bio und Fair-Trade sind keine Gütesiegel für objektive Produktqualität. Meine Ausflüge in Bioläden haben nur bewiesen, dass man mit den Siegeln drauf auch den sensorisch größten Müll teuer verkaufen kann. Lieber nehme ich etwas Hilfe von Bayer und BASF in Kauf als von Schädlingen zerstörte Kaffeebohnen. Den Bedenkenträgern sei gesagt: Wer einzig und allein aus Angst vor „böser Chemie“ auf Bio setzt, hat in der Schule geschlafen und / oder die Kaffeeherstellung nicht verstanden. Durch das Rösten zerfallen die in geringen Mengen eh unschädlichen Herbizide und Pestizide vollends.

Aufreißen, Schnuppern, Gucken und Fühlen


Wann hast Du das letzte Mal bewusst eine Tüte aufgerissen? Eden hat es erprobt. Wer kennt nicht den Kampf mit den Verpackungen aller Art. Oft helfen letztendlich nur Messer und Schere. Andres bei den Probepackungen von Melitta. Kurz an der Lasche gezogen und die Tüte ist nahtlos auf. Hier hat sich jemand Gedanken gemacht.

Angenehmer Kaffeeduft steigt empor. Ob er ohne meine Spielereien am Aromaventil intensiver ist, muss ich später bei einer der bei jenen Tests ausgelassen Packungen erproben. Es folgt der Blick ins Innere. Die Bohnen sind gleichmäßig gefärbt und überwiegend intakt. Überraschend relativ dunkel für eine helle Röstung. Ich sehe im Vergleich zur mittleren bis dunklen Röstung eines anderen Herstellers keinen Unterschied. Was auffällt ist der fehlende Glanz, was auch haptisch erfüllbar ist. Die Vergleichsbohnen sind sehr glatt, während die Bohnen der Sol de Peru etwas rauer sind.

Der gute Duft und die frischen Bohnen vor seiner Nase wecken Lust auf mehr. Eden jagt jetzt die erste Charge durch die Kaffeemühle. Ob und wie der Kaffee aus dem Siebträger schmeckt, erfahrt ihr im nächsten Blogeintrag.

Infos

Der Test findet im Rahmen eines trnd-Projekts statt. Die Kaffeebohnen wurden mir kostenlos überlassen. Weitere Infos unter folgenden Links:
Trnd-Partner werden: http://www.trnd.com/empfehler

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